Heimatgeschichtlicher Vortrag mit Dr. Klaus-Peter Decker


Im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten des Ortenberger Kulturkreises hält Dr. Klaus-Peter Decker – von 1978-2002 Leiter der Fürstlich Ysenburgischen Archive in Büdingen und Birstein – am 01. Februar 2006 um 20 Uhr im Bürgerhaus Ortenberg einen Dia-Vortrag mit dem Thema „Die Herren von Büdingen und ihre Speziallinie in Ortenberg und Staden“.
Vor 875 Jahren, 1131, erscheinen die Brüder Gerlach und Ortwin von Büdingen erstmals in einem Schriftdokument, als Zeugen einer Mainzer Urkunde. Während Gerlach als Ahnherr der Hauptlinie gelten kann, die von der Herrenburg Büdingen aus ihren Aufstieg nahm, darf man in Ortwin den Gründer von Burg und Stadt Ortenberg vermuten.
Der Vortrag, der mit einer Anzahl von Dias unterlegt wird, schildert die Geschichte der Dynastenfamilie über vier Generationen, in einer Ära, die sich recht genau mit der Regierungszeit der Stauferkaiser deckt. Wir finden die Büdinger in der Verwaltung des Reichsgutbezirks Gelnhausen, als Burggrafen in der dortigen Kaiserpfalz, als Reichsbeamte des Bannforstes Büdinger Wald, als Vögte über Mainzisches oder Fuldisches Kirchengut, bei Italien- und Kreuzzügen und in der unmittelbaren Umgebung der staufischen Herrscher. Die Familie dürfte genealogisch mit den älteren Herren zusammenhängen, die unter dem Leitnamen Hartmann bekannt sind und deren Kernbesitz schon in spätkarolingischer Zeit um Florstadt und den Glauberg fassbar wird, von wo aus sie auch an den Rodungen im Vogelsbergraum beteiligt waren. Eine Burg dieser Vorgänger wurde vor einigen Jahren in Konradsdorf ausgegraben. Die Umwandlung dieses frühen Burgsitzes in ein klösterliches Stift um die Mitte des 12. Jahrhunderts hängt wohl auch mit einer Teilung der Büdinger Dynasten zusammen, durch die eine eigene Linie um die Burgen Staden und Ortenberg entstand. Ortwin (Wortwin) erbaut 1156 die Wasserburg Staden, er war womöglich auch an der Errichtung der Burg Breuberg im Odenwald beteiligt. Enge Verbindungen in diesen Raum südlich des Mains, die wohl auf die staufische Reichslandpolitik zurückgehen, zeigen sich auch bei dem 1176 erwähnten Heinrich von Ortenberg, der vermutlich der Stadtgründer von Dieburg geworden ist. Im Vortrag wird auch ein Blick auf die Herren von Lißberg geworfen, deren Herrschaft um die Namen gebende Burg aus dem Ortenberger Komplex wie herausgeschnitten erscheint. Auch die bei den Lißbergern beliebten Vornamen wie Werner oder Heinrich lassen vermuten, dass sie ebenfalls mit dem Ortenberger Zweig der Büdinger Herren zusammenhängen. Der Vortrag schließt mit Gerlach II. von Büdingen, der in der Wetterau eine bedeutsame Stellung einnahm und um 1240 starb. Wenig später, seit 1241, kam es in der Wetterau zu Kämpfen um die staufischen Stellungen, in denen die Burgen Büdingen und Ortenberg Zerstörungen erlitten. In die Konflikte um das Erbe der Herren von Büdingen gehört auch die rasche Errichtung einer Burg auf dem Glauberg durch staufische Ministerialen, die dort sogar die Gründung einer Stadt planten. Die Büdinger Erben, Schwiegersöhne Gerlachs II., erhoben allesamt auch Ansprüche auf das Landgericht Ortenberg, dessen besondere Strukturen und die später erfolgten Teilungen sich daraus erklären.

Der Eintrit t ist frei.

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